CaloNew - Thomas Weber - Photographie

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Goya Der Sonnenschirm
Goya Der Sonnenschirm
Goya Selbstbildnis, 69jährig
Goya Selbstbildnis, 69jährig

www.franciscodegoya.net

Zonen-System (PDF)

Spanische Kalotypie (Fotografía Minutera):
www.minutero.com

Das Verfahren der Kalotypie, das ich anwende, ist eng verbunden mit dem Zonen-System. Das Verfahren der Kalotypie wurde 1839 von W. H. F. Talbot vorgestellt, das des Zonen-Systems aber in den 1940-ern. Deshalb haben beide Verfahren historisch gesehen nichts miteinander zu tun, insbesondere, da die Kalotypie ihre Bedeutung in der Mitte des 19. Jahrh. verlor. Die Mehrheit der heutigen Fotografen, die sich der Kalotypie verschrieben haben, ahmen die Bildwirkung aus dem Anfang des 19. Jahrh. nach. Dagegen verwende ich nur das Basiskonzept und die Materialien, die ich verarbeite sind auf dem aktuellen Markt frei verfügbar. Wenn Kalotypienegative vergrößert werden, erhält man weiche Abzüge. Scharfe Abzüge, wie man sie mit heutigen Filmnegativen erzielt sind nicht möglich. Ich dagegen bevorzuge Bilder mir scharfer Zeichnung, deshalb mache ich nur Kontaktkopien. Dieses Verfahren hat entscheidende Auswirkungen auf die Belichtung des Negativs. Im Gegensatz zum historischen Verfahren müssen diese Negative sehr genau belichtet werden. Deshalb habe ich die Kalotypie mit dem Zonensystem kombiniert.

Das Zonen-System fußt auf der Funktionsweise des fotografischen Belichtungsmessers. Aus technischer Sicht ist ein Belichtungsmesser ein Voltmeter, das die Spannung in einem elektrischen Schaltkreis mißt. Jedes Meßgerät verfügt über eine Eichung. Ein Belichtungsmesser ist so eingestellt, daß er für jede Fläche Werte ermittelt, die im Print bzw. Druck ein Mittelgrau hervorrufen. Als Mittelgrau wird eine Fläche mit einer 18%-igen Lichtreflexion definiert. In vielen Fällen ermittelt so ein Belichtungsmesser korrekte Werte, wenn das Objekt den vollen Umfang verschiedenster Helligkeitswerte repräsentiert. Das Bild „Der Sonnenschirm“ (Goya_The-Parasol.jpg) von dem berühmten spanischen Maler Francisco Goya, wiedergegeben in der Box rechts, ist ein Beispiel hierfür. In solchen Situationen eingesetzt, bietet ein Belichtungsmesser passende Werte für Belichtungszeit und Blende.

Das zweite Beispiel stellt ein Selbstportrait von Goya dar (Goya_Self-Portrait.jpg). Der Hintergrund ist schwarz und das Gesicht stellt nur ca. 33% der Oberfläche dar. Zudem ist es relativ dunkel. Ein Belichtungsmesser, der das gesamte Objekt anmißt, würde eine insgesamt dunkle Szenerie erkennen und mit Werten antworten, die einen zu hellen Hautton zur Folge hätte. Um genaue Belichtungswerte zu erhalten müßte selektiv nur das Gesicht angemessen werden. Europäische Haut ist zwei- bis viermal so hell wie Mittelgrau, also 1 - 2 Blenden heller. Nimmt man dieses als Korrekturfaktor, so wird das Bild insgesamt in mit korrekten Helligkeitswerten wiedergegeben.

Werden Kalotypien mit modernem, handelsüblichen PE-Fotopapier hergestellt, so ist die Gradation des Papiernegativs extrem steil. Nach dem Zonen-System des Ansel Adams hat ein solches Papiernegativ 4 Blendenstufen weniger Kontrastumfang als ein Standard-(N)-Film. Derart steil arbeitende Filme sind für Szenerien im vollen Sonnenlicht allgemein nicht empfohlen. Daraus folgt zwingend, daß in den Schatten oder den Lichtern Zeichnung verloren geht. Es ist Sache des Künstlers zu entscheiden, welche Helligkeitswerte und Zeichnungen wiedergegeben werden und was nicht dargestellt werden kann. Das Charakteristikum dieser Kalotypien ist die Findung einer Aussage durch Reduktion.

Die genaue Kenntnis des gesamten fotografischen Prozesses, insbesondere der Eigenschaften des Negatives, ist unerläßlich. Das Zonen-System stellt eine Hilfe zur Erzeugung der Grautöne im Bild/Druck, dem Endergebnis, in genauer und vorhersagbarer Weise dar.

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